3.3.7. Unterrichtsgestaltung

Das differenzierte Fördern der Kinder erfordert besondere Anstrengungen und ein geändertes Unterrichtsverhalten unserer Lehrkräfte: Die Unterrichtsorganisation muss vor dem Hintergrund variabler und altersgemischter Fördergruppen flexibler gehandhabt werden. Unterrichtsformen müssen darauf abgestimmt werden (vgl. dazu etwa die Aussagen zum Fach Mathematik). Um dem einzelnen Kind gerecht zu werden, treten neben eher lehrerzentrierten Unterrichtsformen
(„Frontalunterricht“) weit stärker als bisher offenere Unterrichtsformen wie Wochenplan- und Freiarbeit (vgl. auch Punkt 2.2). Wir streben dabei - soweit möglich - ein projektartiges Vorgehen an, das den Unterricht von einer Sache ausgehen lässt und die Kinder zunehmend in dessen Steuerung einbezieht. In einem solchen Unterricht können sich Kinder leicht wiederfinden, er fördert die Eigenverantwortung. Die Aufgabe der Lehrkraft liegt hier weniger in der Rolle als Wissensvermittler als mehr und mehr in der Funktion einer Lernbegleitung, die Lernumgebung gestaltet und/oder Materialien zum Lernen zur Verfügung stellt (wenn sie nicht sogar von Kindern selbst erstellt oder bereit gestellt werden). Wir als Lehrerinnen und Lehrer wollen Neugier wecken und Kinder zur Selbsttätigkeit animieren.

Das neu eingeführte „Unterrichtskonstrukt“ ILAS (Individuelles Lernen und Arbeiten mit System) erscheint für uns ein besonders gangbarer „Unterrichtsweg“ zu sein.

Ausdrücklich muss an dieser Stelle aber darauf hingewiesen werden, dass die großen Klassen, wie wir sie zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Schulprogrammfassung an unserer Schule vorfinden, alle Lehrkräfte vor zusätzliche Anforderungen und Belastungen stellen. Wichtig und richtig erscheint uns daher der Einsatz zusätzlicher Lehrkräfte um Unterricht flexibler und kindbezogener gestalten zu können. Die Umsetzung offenerer Unterrichtsformen bei großen Klassen ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für uns, der wir uns aber selbstverständlich stellen.

In offenen Unterrichtsformen ermöglichen wir den Kindern eigene Lernprozesse zu strukturieren. Sie sichten Materialien, formulieren Fragen, legen etwa eigene Vorhaben und damit auch gewissermaßen Lernziele fest. In offeneren Arbeitsphasen können Kinder lernen zielgerichtet zu arbeiten (Themen und Aufgaben auswählen, Ziele formulieren, Strategien entwickeln und Lösungen finden). In diesem Prozess müssen die Kinder aber auch angeleitet werden, immer wieder ihr Arbeiten zu überprüfen, sich richtig einschätzen lernen und eventuell auf Alternativen auszuweichen. Am Ende einer Arbeit muss auch immer eine Dokumentation des Geleisteten stehen. Diese stellt dann gewissermaßen ein Abbild des Lernweges dar. Wie schon in den Vorbemerkungen angesprochen, wird dadurch der Blick geschärft für einen breiten Leistungs- und Entwicklungsbegriff, der Lernziele nicht nur auf punktuelle Leistungen reduziert. Kinder dahingehend zu befähigen, sehen wir als eine gewaltige Aufgabe an. Denn offener Anfangsunterricht, der den individuellen Bedürfnissen eines jeden Kindes gerecht wird, beinhaltet die Vermittlung bestimmter Methoden, mit denen selbstständig und eigenverantwortlich gearbeitet werden kann. Ein „Grundrüstzeug“ auf Seiten der Kinder ist unerlässlich. Daher sehen wir auch weiterhin instruktive Phasen (ganz besonders sogar in der Schuleingangsphase), in denen die Lehrerin oder der Lehrer stärker steuert und Ziele vorgibt, in unserer Unterrichtsorganisation vor. Sie haben nach wie vor ihre Bedeutung und ihren Stellenwert in der Erziehung und Unterrichtung unserer Kinder.

Zwar gibt es in unserem Kollegium sicher noch Fortbildungsbedarf im Hinblick auf den Einsatz offenerer Unterrichtsformen, alle Kolleginnen zeigen sich aber durchaus bereit, den Unterricht so zu gestalten und zu organisieren, dass die Lernmöglichkeiten der Kinder in der Schuleingangsphase durch inhaltliche und zeitliche Anforderungen so weit wie möglich ausgeschöpft werden können.

Da wir wissen, dass selbstständige und individuelle Lernwege besonders durch Formen des offenen Unterrichts gefördert werden (vgl. auch Punkt 3.2.), haben wir uns in der Schillerschule auf folgenden Katalog grundlegender Elemente des selbstgesteuerten Lernens als Möglichkeiten einer organisatorischen Öffnung des Unterrichts vereinbart: Lernen an Stationen, freie Arbeit, Tages- bzw. Wochenpläne, Werkstätten.

Wichtig ist hierbei, dass die Schüler an für sie bedeutsamen Problemen lernen (Lernen von der Sache aus // Prinzip des entdeckenden Lernens an vielfältigen Aufgabenstellungen). Das oben angesprochene Lernen von der Sache aus sprengt Fächergrenzen. Wünschenswert ist daher eine inhaltliche Öffnung des Unterrichts im Sinne eines fächerverbindenden oder gar fächerübergreifenden Arbeitens

Auch der Gebrauch geeigneter Computerprogramme (z.B. Lernwerkstatt, Schreiblabor) fördert das selbstständige Lernen. Computerprogramme sind wie Anlauttabelle, Wörterbuch und Hunderterfeld aber nur Werkzeuge, die den Kindern im Sinne einer methodischen Öffnung angeboten werden und sie bei ihrem Tun unterstützen bzw. ihnen helfen können.

Der Austausch (im Sinne von „Lern-Konferenzen“) ermöglicht jedem Kind individuelle Lern- und Lösungswege einzubringen und den anderen zu erläutern, aber auch die Wege anderer kennen zu lernen und sie eventuell als Bereicherung für sich zu erfahren. Ein Kind lernt so, wie andere Kinder lernen. Mitbestimmung, das Erfahren der Sinnhaftigkeit und das Aufstellen eigener Regeln das gemeinschaftliche Stecken von Zielen trägt zu einer gewissen sozialen Öffnung des Unterrichts bei.

Nicht mehr die Lehrperson steht im Zentrum, sondern das entdeckende Lernen und der Austausch mit den Klassenkameraden (s. auch Punkt 3).

Diese Vereinbarungen umzusetzen halten wir für eine höchst anspruchsvolle Aufgabe. Besonders deshalb wollen wir unseren Kindern mit einer festen Bezugsperson gerade in der Schuleingangsphase die notwendige Geborgenheit und Sicherheit gewähren, die nach unserer Ansicht einfach Grundlage für erfolgreiches Lernen sind.

Die Formen des offenen Unterrichts ermöglichen es dem Lehrer einerseits gezielter zu beobachten und andererseits lernschwachen Kindern durch Einzelförderung zu helfen.